Da ich es nicht mehr geschafft habe mich vor der Ausreise nach Südafrika zu melden, schreibe ich jetzt vom Tlholego Eco Village aus. Ich habe in den letzten Tagen so viel erlebt und es kommt mir vor, als wäre ich schon länger hier als fünf Tage. Nachdem wir noch in Deutschland in Bad Honnef unser achttägiges Vorbereitungsseminar hatten, bei dem wir mitten im deutschen Sommer bei 40° C von unseren südafrikanischen Projektleitern über die Geschichte, Politik, Sitten und Bräuche Südafrikas und insbesondere über Verhaltensregeln und Sicherheit aufgeklärt wurden, ist die Vorfreude stetig gestiegen, obwohl der Packstress diese auch ein bisschen überschattet hat. Beim Vorbereitungsseminar wurde uns deutlich gemacht, dass die südafrikanische Kultur sich sehr von der Deutschen unterscheidet, da die deutsche Gesellschaft mehr eine Leistungsgesellschaft sei und sich dabei auf den schulischen oder beruflichen Erfolg konzentriere und damit einhergehend auf Geld, während die südafrikanische Kultur auf dem Sprichwort „Motho ke motho ka batho“, also auf Deutsch „Ein Mensch ist ein Mensch durch andere Menschen“, beruhe. Obwohl ich anfangs doch etwas skeptisch war, ist mir in den drei Tagen die ich jetzt in dem Projekt bin, doch ein großer gemeinschaftlicher Zusammenhalt aufgefallen, der deutlich stärker ist als in Deutschland. Wie mein südafrikanischer Projektleiter Arno sagte: „That sense of belonging is something that even Bill Gates or no money in the world can buy.“
Damit uns die Vorträge nicht allzu langweilig wurden, hatten wir zwischendurch immer wieder Tea Time Pausen und haben südafrikanische Lieder wie Shosholoza, Kaptein, Loslappie und Bamelela gesungen und wie es sich gehört dazu getanzt. Abends waren wir Freiwilligen meistens am Rhein bei Lagerfeuer und Musik und sind baden gegangen oder wir haben in einer kleinen Gruppe Doppelkopf gespielt.
Am 17. August ging es dann aber endlich los und ich bin mit Tim und Jette von Hamburg mit der Bahn nach Frankfurt gefahren. Dort haben wir dann die anderen getroffen und sind elf Stunden nach Johannesburg geflogen. Von dort aus ging es mit zwei Bussen, die definitiv viel zu klein für 44 Leute und Gepäck waren, für das On-Arrival-Seminar in die Inyala Game Lodge in Klerksdorp, welches ungefähr drei Stunden von Johannesburg entfernt mitten im Nichts liegt, wo es nicht mal befestigte Straßen gibt. Wir haben in kleinen Hütten mit vier bis acht Leuten gewohnt und sobald wir angekommen waren, ging es sofort weiter mit dem ersten Vortrag. Dieses Mal wurden praktischere Dinge wie die Handynutzung und Spiele mit Kindern besprochen, aber natürlich durfte das Singen und Tanzen nicht fehlen. Abends saßen wir am Lagerfeuer oder haben uns den Sonnenuntergang angeschaut. Da wir in einer Lodge waren, haben wir auch einen Game Drive zu den Zebras, Giraffen und der Löwenauffangstation gemacht. Insgesamt waren es schöne zwei Tage, vor allem weil ich das Gefühl habe einige der Freiwilligen schon Jahre und nicht zehn Tage zu kennen.
Am Donnerstag, am 20. August sind wir dann morgens mit einem Taxi in unsere Projekte aufgebrochen.